Vom persönlichen Kontakt zur offiziellen Verschwisterung Im Sommer 1970 verbrachte Karl Eckert (Ehrenvorsitzender, verstorben 2007) mit seiner Frau seinen Urlaub in der Region von le Croisic. Wiederholt kamen sie bei ihren täglichen Ausfahrten nach le Croisic und lernten dieses Städtchen, welches auf einer Halbinsel im Atlantik liegt näher kennen.
Von dem damaligen Bürgermeister Herrn Albert Wasmer wusste Karl Eckert, daß Laufenburg an einer Partnerschaft interessiert war. Frühere Kontakte mit Etretat bei le Havre waren durch die dortige Bürgermeisterwahl im Sande verlaufen. Karl Eckert war überzeugt, in le Croisic die richtige Partnerstadt für Laufenburg gefunden zu haben. Beide Städte hatten im Jahr 1970 etwa gleich viel Einwohner. Die gegensätzliche Lage, le Croisic am Meer und Laufenburg am Fuße des Schwarzwaldes, sprachen ebenfalls für eine Verbindung. Trotz anfänglicher Verständigungsschwierigkeiten verspürte er der Bevölkerung ein großes Wohlwollen.
Die erste nähere Bekanntschaft hatte Karl Eckert mit Maurice Piquet, einem Bauunternehmer und Mitglied des “Cercle Celtique“ einer bretonischen Tanzgruppe. Mit dieser hatte er auf jährlichen Tourneen durch Europa bereits Deutschland kennen gelernt. Er nahm sich viel Zeit um Karl Eckert alles zu erzählen und zu erklären. Ein weiterer Kontakt mit Emile Thibault konnte durch die Hilfe Arséne Bonizec, einem pensionierten Fischer, hergestellt werden. Thibault war damals Präsident der “Union international pour la Culture Populaire d’Expression traditionell“. In seiner Eigenschaft und auch als Vorstand der bretonischen Trachtengruppen war er von der Vorstellung einer Verschwisterung sofort begeistert, hielt aber den Zeitpunkt für nicht günstig, da im Frühjahr 1971 kommunale Neuwahlen anstanden.
Im März 1971 wurde dann der 31 jährige Postangestellte Leon le Cleac’h neuer Bürgermeister von le Croisic. Schon im Mai 1971 konnte durch die Vermittlung Herrn Bonizecs ein Gespräch zwischen Karl Eckert und dem neuen Herrn Bürgermeister le Cleac’h stattfinden. Dabei ließ er erkennen, dass er an einer Verschwisterung interessiert sei und dies mit dem Stadtrat diskutieren wolle.
Die Verschwisterung wird besiegelt
Nachdem in Laufenburg im Oktober 1971 ebenfalls ein neuer Stadtrat gewählt worden war, sprach sich dieser im Januar 1972 einstimmig für eine Verschwisterung aus. In Le Croisic wurde im Februar 1972 für eine “ Jumelage“ gestimmt. Zu diesem Zeitpunkt hatten noch keine gegenseitigen Besuche stattgefunden. Anfang März 1972 reiste die erste Delegation aus Laufenburg nach le Croisic. Sie bestand aus Bürgermeister Albert Wasmer, Jakob Eschbach, Georg Gerteis und Karl Eckert. Der Empfang war überaus herzlich und überall spürte man eine große Sympathie und Freude über diese Partnerschaft.
Im April 1972 wurde der bereits für 1971 vorgesehene Besuch von Herrn Thibault wahr. Eine mitgekommene Fußballmannschaft aus le Croisic nahm an den Osterspielen des SV 08 Laufenburg teil, während der “Cercle Celtique“ zum ersten mal in Laufenburg bretonische Volkskunst vermittelte.
Herr Bürgermeister Leon Le Cleac’h und sein Ratscheiber, Herr Michel Dauphas mit ihren Ehefrauen kamen im Juni 1972 zum ersten Besuch an den Rhein. Sie lernten Laufenburg und Umgebung kennen und reisten zufrieden an den Atlantik zurück.
Bürgermeister Wasmer und Ratschreiber Gerteis sendeten per Post ein Anschreiben in Französisch an den neu gewählten Amtskollen le Cleac'h und den Secrétaire Général Dauphas.
Im November erhielt die Stadt le Croisic vom französischen Innenministerium die dort nötige Einwilligung zur Verschwisterung. Somit war der Weg frei für die offiziellen Festlichkeiten.
Vom 30. Mai bis zum 04.Juni 1973 fand die erste offizielle Jumelage in le Croisic statt.
In zwei Bussen fuhren der Stadtrat, die Stadt und Feuerwehrmusik sowie weitere, insgesamt 70 Personen in die Partnerstadt, wo ihnen eine große Menschenmenge vor dem Rathaus einen begeisterten Empfang bereiteten.
Höhepunkt des Festes war die Kranzniederlegung am Ehrenmal und die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde.
Die Verschwisterungsfeier auf deutschem Boden wurde vom 4. bis 8. Oktober mit der Freigabe der neuen Festhalle auf dem Rappenstein verbunden. Über 100 Personen waren zu diesem zweiten Akt der Jumelage aus Le Croisic gekommen. Mit der Unterzeichnung der Urkunden durch die beiden Stadtoberhäupter bestand die Verschwisterung offiziell.
In den folgenden Jahrzehnten entwickelten sich auf beiden Seiten durch die Jubiläen und die gegenseitigen Besuche herzliche und dauerhafte Freundschaften. Es konnte mit Genugtuung festgestellt werden, dass diese Jumelage nicht nur auf dem Papier besteht, sondern tief in weite Teile der Bevölkerung verwurzelt ist.
Textquelle aus Laufenburg - Le Croisic
Von Karl Eckert
Antrittsbesuch der Laufenburger Delegation 1972 in Le Croisic